Gemeinsame Jahresmedienkonferenz in Bern
Am 1. Februar 2009 ist aus Atel und EOS Alpiq geworden. In das neue Unternehmen hat auch die französische EDF die Rechte ihrer Beteiligung von 50 Prozent am Speicherkraftwerk Emosson eingebracht. Im Verlauf des Jahres 2009 werden die verschiedenen Tochtergesellschaften der bisherigen Atel und EOS Gruppe schrittweise umbenannt.
An ihrer heutigen Pressekonferenz in Bern informierte Alpiq über die Jahresergebnisse von Atel und EOS. Verwaltungsratspräsident Hans E. Schweickardt stellte das neue Unternehmen als "richtige und zeitgemässe Antwort auf den stark fragmentierten Schweizer Strommarkt" vor. Gute Voraussetzungen für einen erfolgreichen Start und eine starke Zukunft von Alpiq haben Atel und EOS durch erfreuliche Geschäftsergebnisse 2008 geschaffen, so Schweickardt.
Geschäftsergebnis EOS
Hervorragende Ergebnisse in 2008 EOS ist 2008 weiter gewachsen und hat ihren Umsatz gegenüber 2007 um 56 Prozent auf 3,5 Milliarden CHF gesteigert. Das Betriebsergebnis (EBIT) nahm im Vergleich zum Vorjahr um 103 Prozent zu. Es beläuft sich auf 228,9 Millionen CHF. Der Reingewinn 2008 beträgt 205,9 Millionen CHF, ein Plus von 137 Prozent. 2007 nahm EOS Holding eine Aufwärtskorrektur der Bewertungen ihrer Aktiven in Höhe von 247,2 Millionen CHF vor.
Auch die Handelstätigkeit der Gruppe hat zu den ausgezeichneten Ergebnissen des Geschäftsjahres beigetragen. Die Festigung der Marktposition von EOS ist weitgehend auf ein optimiertes Management ihrer Wasserkraftanlagen und die Valorisierung von Spitzenenergie zurückzuführen, die parallel zur Entwicklung neuer erneuerbarer Energien in Europa stärker nachgefragt wird. Trotz der Marktbaisse zu Jahresende konnte das Trading gegenüber 2007 um 20 Prozent zulegen und ein Resultat von 38 Millionen CHF ausweisen (2007: 31 Millionen CHF). Die Bilanzsumme bleibt mit 4,7 Milliarden CHF stabil, die Eigenkapitalquote der Bilanzsumme liegt bei 69 Prozent (2007: 72 Prozent).
Investitionen in Höhe von 135 Millionen CHF Die Gruppe implementierte ihre Wachstumsstrategie in der Schweiz und in Europa mit operativen Investitionen in Höhe von 135 Millionen CHF. Sie investierte mit 124 Millionen CHF weiter in den Ausbau ihres Produktionsparks und mit 11 Millionen CHF in das Netz. Zu den wichtigsten Wasserkraftprojekten gehören die für Anfang 2010 geplante Wieder-Inbetriebnahme der Druckleitung von Cleuson-Dixence, die Erhöhung des Staudamms von Fah auf dem Simplon (EES+) und die Leistungssteigerung der Anlagen von Forces Motrices Hongrin-Léman (FMHL+). Das Projekt Chavalon ist nach wie vor aktuell, auch wenn die Realisierung von den Rahmenbedingungen des Bundes abhängt. 2008 verstärkte EOS auch ihr Engagement bei den erneuerbaren Energien, um ihr Portfolio in der Schweiz und in den Nachbarländern zu diversifizieren. Dabei konzentriert sie sich auf drei Schwerpunkte: Kleinwasserkraft (Anlagen mit weniger als 10 MW), Windkraft und Biomasse.
Fokus auf neue erneuerbare Energien 2008 lancierte EOS acht Projekte im Bereich der neuen erneuerbaren Energien, die alle von swissgrid genehmigt wurden. Damit werden bis 2012 insgesamt 52 Millionen CHF zusätzliche erneuerbare kWh produziert. Die Vorhaben umfassen zwei Windenergieparks – einen in Le Peuchapatte im Kanton Jura und einen zweiten im Gros-de-Vaud / Nord Vaudois, ein Kleinwasserkraftwerk in Fleschen im Kanton Wallis und fünf Biomasse-Anlagen im Kanton Freiburg. Diese Projekte entsprechen Gesamtinvestitionen in der Romandie von rund 80 Millionen CHF über vier Jahre. EOS investierte auch in den Nachbarländern in neue erneuerbare Energien. Vor allem in Frankreich, Deutschland und Italien. Bis Ende 2009 wird mit einem Produktionsvolumen von rund 113 Millionen kWh pro Jahr gerechnet.
Für eine energiewirksame Mobilität Wie EOS 2008 ankündigte, wird sie technologisch effizientere Lösungen unterstützen, die langfristig eine signifikante Reduktion der CO2-Emissionen in der Schweiz erlauben. Um dieses Ziel zur erreichen, gilt es die Forschung weitgehend auf die Sektoren Heizung und Transport zu konzentrieren, auf die 76 Prozent des CO2-Ausstosses der Schweiz entfallen. In diesem Zusammenhang hat Strom über den Ersatz traditioneller Heizungen mit Wärmepumpen oder durch die Entwicklung von Elektrofahrzeugen eine entscheidende Rolle zu spielen. Im Dezember 2008 unterzeichnete EOS eine Übereinkunft mit der Allianz Renault-Nissan über die Zusammenarbeit zur Förderung von Elektrofahrzeugen und zur Prüfung der Schaffung eines Netzes mit Batterie-Ladestationen.
Geschäftsergebnis der Atel Gruppe
Die Atel Gruppe erzielte 2008 ein erfreuliches Geschäftsergebnis. Das Unternehmen steigerte das Betriebsergebnis EBITDA trotz des Wertverlustes im nuklearen Entsorgungsfonds um 2,2 Prozent auf 1,281 Milliarden CHF. Der Betriebsgewinn erreichte mit 1,001 Milliarden CHF annährend den hohen Vorjahreswert. Der konsolidierte Gewinn der Atel Gruppe blieb mit 733 Millionen CHF um 5,8 Prozent unter dem Rekordwert von 2007.
Die hohe Verfügbarkeit der Kraftwerke, die erfolgreiche Tätigkeit in Marktnischen des europäischen Energiemarktes und die hervorragende Leistung des Segmentes Energieservice wirkten sich positiv auf die Ergebnisse aus. Die geringere Liquidität der Energiemärkte, gezielte Anpassungen in der Handels- und Vertriebstätigkeit sowie die Einflüsse der Finanzmarktkrise haben das Ergebnis wiederum negativ beeinflusst.
Die Bilanzsumme erhöhte sich als Folge der getätigten Investitionen und ihrer Finanzierung sowie der offenen finanziellen Handelspositionen um 1,2 auf 10,6 Milliarden CHF. Die relevanten Bilanzkennzahlen blieben auf hohem Niveau stabil. Die Gruppe verfügt weiterhin über eine hohe Liquidität und eine gesunde Eigenkapitalquote von 36 Prozent.
Das Eigenkapital einschliesslich Minderheitsanteile stieg um etwa 200 Millionen CHF auf 3,8 Milliarden CHF an. Im Rahmen des im Januar 2008 durchgeführten öffentlichen Aktientausches von Atel Holding gegen Aare-Tessin AG für Elektrizität wurden rund 1,4 Milliarden CHF aus den Minderheitsanteilen auf Aktienkapital und Agio umklassiert.
Segment Energie im schwierigen Marktumfeld Das erste Halbjahr 2008 entwickelte sich für das Segment Energie erfreulich. Steigende Energiepreise resultierten in einem Anstieg der Halbjahresergebnisse. In der zweiten Jahreshälfte wurden die europäischen Strommärkte von den Turbulenzen auf den Finanzmärkten und dem Zerfall der Primärenergiepreise erfasst. Die Zahl der Handelspartner, die Marktliquidität und damit die Zahl der Handelsmöglichkeiten nahmen deutlich ab. Zusätzlich bremsten regulatorische Einschränkungen sowie steigende Auktionskosten im grenzüberschreitenden Handel und Vertrieb das Wachstum. Das Segment Energie verzeichnete einen Rückgang beim physischen Stromhandel von 25,2 Prozent auf 96,3 TWh – insbesondere auf Grund von Anpassungen in der Vertriebs- und Handelsstrategie. Die weiterhin rückläufige Marktbewertung der Stilllegungs- und Entsorgungsfonds für Kernanlagen sowie Wechselkursverluste belasteten das Ergebnis zusätzlich. Der Segment-Umsatz sank auf 10,712 Milliarden CHF (-6,9 Prozent). Der EBIT erreichte 867 Millionen CHF (-5,7 Prozent).
Hervorragende Leistung im Segment Energieservice Das Segment Energieservice profitierte von der guten Auftragslage und einer hohen Investitionsbereitschaft in den Märkten Schweiz und Deutschland. Eine starke Nachfrage erlebte das Segment vor allem in der Energieverteilung und im Grosskraftwerksbau. Der konsolidierte Umsatz von Atel Installationstechnik AG (Zürich) und der GAH Gruppe (Heidelberg) erhöhte sich um 283 Millionen CHF auf 2,242 Milliarden CHF (+14,4 Prozent). Der EBIT des Segmentes stieg um 56,5 Prozent auf 133 Millionen CHF und erreichte damit ein Rekordniveau. Das Wachstum erzielte hauptsächlich die GAH Gruppe in der Sparte Industrie- und Kraftwerksanlagen. Die Atel Installationstechnik AG vergrösserte sich neben einem organischen Wachstum auch durch die Integration neu erworbener Gesellschaften. Ein herausragendes Projekt, an dem die AIT beteiligt ist, ist der Einbau der Bahntechnik in den Gotthard-Basistunnel. Unter Federführung von AIT hat die Arbeitsgemeinschaft Transtec Gotthard den Auftrag in Höhe von insgesamt rund 1,7 Mrd. CHF erhalten. Die Verträge dazu wurden im April 2008 unterschrieben.
Neue Projekte für eine sichere Stromversorgung Wichtige Beiträge zur Sicherung der Schweizer Stromversorgung hat Atel im vergangenen Jahr geleistet. Etwa mit der Einreichung eines Rahmenbewilligungsgesuchs für den Bau eines neuen Kernkraftwerks im Solothurner Niederamt. Die Schweiz braucht mittelfristig zwei neue Kernkraftwerke. An welchen Standorten sie stehen, werden der politische Prozess und die laufenden Gespräche innerhalb der Branche zeigen. Die neuen Werke sollen an die am besten geeigneten Standorte gebaut werden. Und dazu zählt das solothurnische Niederamt. Die Atel Gruppe hat 2008 auch in Europa hohe Kraftwerksinvestitionen getätigt. In denjenigen Ländern, wo die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen entsprechend gesetzt sind, investieren wir in Gaskombikraftwerke. Zum Beispiel in Bayet in Frankreich, in San Severo in Italien und in Spreetal in Deutschland. In Italien, in Bulgarien und in Norwegen, wo die ökologischen und meteorologischen Bedingungen optimal sind, bauen wir Wind- und Wasserkraftwerke.
Ausblick
Alpiq verfügt über einen attraktiven Energiemix aus Spitzen- und Bandenergie mit einem hohen Anteil an umweltfreundlicher Wasser- und Windkraft. Insbesondere die grosse Kapazität an Spitzenenergie eröffnet im europäischen Energiemarkt wirtschaftlich interessante Perspektiven. Sie unterstützt die Stabilisierung der Stromnetze, was mit Blick auf den Ausbau von neuen erneuerbaren Energien unerlässlich ist. Mit einer installierten Gesamtleistung von rund 6 595 MW leistet Alpiq einen wichtigen Beitrag für eine sichere Stromversorgung – in der Schweiz und in Europa. Die eigenen Kraftwerke bilden die Basis für eine zuverlässige Belieferung der Kunden, jederzeit angepasst an die wechselnden Bedürfnisse.
Alpiq hat in Europa auch eine starke Präsenz im Bereich der Energiedienstleistungen. In den beiden Kernmärkten Schweiz und Deutschland nimmt Alpiq eine führende Rolle ein, gesichert durch das breite Leistungsportfolio ihrer starken und etablierten Tochtergesellschaften: der Schweizer AIT-Gruppe und der deutschen GAH Gruppe. Auch in Zentraleuropa ist das Segment Energieservice hervorragend positioniert, um in den wichtigen Märkten der Zukunft eine zentrale Funktion auszuüben.
"Die Erhöhung der Produktionskapazitäten, die Ausweitung der Kundenbeziehungen und der wechselseitige Nutzen von Energie und Energieservice eröffnen uns neue Geschäftsmöglichkeiten und Wachstum." skizzierte CEO Giovanni Leonardi Alpiqs Chancen für das laufende Geschäftsjahr. Diese wolle das Unternehmen rasch nutzen und umsetzen – trotz Finanz- und Wirtschaftskrise.
Konsolidierte Zahlen von Alpiq 2008*
Proforma | |
Energieabsatz (TWh) | 129,6 |
Nettoumsatz gesamt (Mio. CHF) | 15 830 |
Nettoumsatz Energie (Mio. CHF) | 13 588 |
Nettoumsatz Energieservice (Mio. CHF) | 2 242 |
Ergebnis vor Finanzierung, Ertragssteuern und Abschreibungen (EBITDA) (Mio. CHF) | 1 726 |
Abschreibungen (Mio. CHF) | - 528 |
Ergebnis vor Finanzierung und Ertragssteuern (EBIT) (Mio. CHF) | 1,198 |
Gruppengewinn (Mio. CHF) | 790 |
Mitarbeitende am Bilanzstichtag in Vollzeitstellen | 10 655 |
* Provisorische Zahlen, weil die buchhalterische Integration der von EOS und EDF eingebrachten Aktiven per Ende Januar 2009 noch nicht vollständig abgeschlossen ist.