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OKDer Gornergletscher schmilzt. Oberhalb der Walliser Gemeinde Zermatt bildete er lange eine der grössten zusammenhängenden Gletscherflächen der Alpen. Doch der einstige Eis-Riese schrumpft: Vor 170 Jahren war der Gletscher 16 Kilometer lang, heute misst er noch knapp 12 Kilometer und verliert stetig weiter an Masse. Schon in den nächsten Jahren dürfte das Eis nach und nach Platz machen für einen natürlichen See, der sich vor der Gletscherzunge bildet. Mit dem Projekt «Mehrzweckspeicher Gornerli» soll das wertvolle Schmelzwasser gesichert und in einem Speicher multifunktional genutzt werden. Dieses Projekt zeigt exemplarisch auf wie sich unser Umgang mit der Ressource Wasser verändert und wie Projekte von Anfang an auf die Auswirkungen des sich verändernden Klimas ausgerichtet werden müssen.
Die Schweiz wird wärmer. Laut Meteoschweiz ist die Jahresmitteltemperatur in den letzten 150 Jahren linear um rund 2 °C angestiegen – damit ist der Temperaturanstieg in der Schweiz schneller als in anderen Regionen der Welt. Dadurch verändern sich auch die Wetterbedingungen in der Schweiz. Die Gletscher schmelzen, die Schneefallgrenze steigt und mit Starkniederschlägen oder trockenen Sommern nehmen die Wetterextreme zu. Das hat auch Auswirkungen auf den Umgang mit der Ressource Wasser. Sie dient zur Stromproduktion, sichert Trinkwasser oder ist Reservoir für die landwirtschaftliche Bewässerung. Sie bringt aber auch Gefahren mit sich: Mit dem Rückgang der Gletscher und den Wetterextremen steigt die Gefahr von Hochwasserereignissen. Dies alles erfordert neue Lösungen und Denkansätze für die optimale Wasserbewirtschaftung – auch, oder gerade für Wasserkraftbetreiber. «Neue Wasserkraftprojekte werden von Beginn weg auf ihre Multifunktionalität ausgelegt. Gemeinsam mit Standortgemeinden und anderen Partnern finden wir Lösungen für die verschiedenen Herausforderungen des Klimas auf die Gesellschaft. Wir denken die Projekte von Beginn weg multifunktional», sagt Amédée Murisier, Leiter der Geschäftseinheit Schweiz bei Alpiq. «Wir denken in die Zukunft voraus, um einen gesellschaftlichen Mehrwert der Projekte zu bieten.» So ist auch das Projekt «Mehrzweckspeicher Gornerli», an welchem Alpiq als Mehrheitsaktionärin der Grande Dixence AG beteiligt ist, auf eine Mehrfachnutzung ausgelegt: Das «Gornerli» ist nicht nur Energiespeicher für die Wintermonate oder Reservoir für Trink- und Brauchwasser, sondern dient auch ganz konkret für den Hochwasserschutz der Gemeinde Zermatt und des ganzen Mattertals.
Die Schweiz gilt als Wasserschloss Europas. In unseren Alpen entspringen mit der Rhone oder dem Rhein mehrere der grossen Flüsse Europas. In der Schweiz ist die Wasserkraft unsere wichtigste Energiequelle: Laut Bundesamt für Energie wird daraus fast 58% des inländischen Stroms erneuerbar und CO2-frei und damit klimaschonend produziert. Anders als Sonnen- und Windenergie kann Wasser in Stauseen gespeichert und damit als Energiereserve vom Sommer in den Winter verschoben werden. «Die saisonalen Speicher sind für die Versorgungssicherheit der Schweiz von zentraler Bedeutung», sagt Amédée Murisier. Aber die Zeit spielt gegen uns, denn unser Strombedarf als Bevölkerung steigt stetig, vor allem in den Wintermonaten. Während im Sommer eher ein Stromüberschuss besteht, muss im Winter tendenziell Strom importiert werden. «Wir müssen als Gesellschaft einen neuen modus vivendi finden, wenn wir die Energiezukunft der Schweiz auf Basis erneuerbarer Energien sichern wollen. Dazu braucht es eine zielführende Diskussion über neue Infrastrukturprojekte und die sorgfältige Abwägung zwischen dem Schutz der Natur und der Nutzung der natürlichen Ressourcen – und damit auch darüber wie wir die Ressource Wasser verwenden wollen», sagt Amédée Murisier. «Je länger wir warten, desto mehr kosten uns am Schluss die Lösungen, da wir in der Zwischenzeit kurzfristige Alternativen bereitstellen müssen. Aus Sicht einer sicheren Stromversorgung für die Schweiz müssen wir uns jetzt auf die Stromproduktion im Winter und auf Speicherkapazitäten konzentrieren.»
Die Schweiz muss ihre erneuerbaren Produktionskapazitäten bis 2050 verdoppeln. Einerseits aufgrund des höheren Verbrauchs, andererseits aufgrund der Elektrifizierung und des Alters der bestehenden Kernraftwerke. Auch in Zukunft sollen Wasserkraftwerke eine wesentliche Rolle spielen. Zu nennen sind hier vor allem die 16 Projekte, auf die sich der vom Bund einberufene «Runde Tisch Wasserkraft» unter dem Mitwirken von Energieunternehmen wie Alpiq sowie von Umwelt- und Naturschutzverbänden bereits Ende 2021 verständigt hat. Alpiq ist überzeugt, dass alle diese Projekte für die Versorgungssicherheit der Schweiz von zentraler Bedeutung sind. Alpiq ist an fünf Projekten des Runden Tisches Wasserkraft beteiligt: am Mehrzweckspeicher Gornerli, am Projekt Oberaletsch sowie an den Staumauererhöhungen Emosson, Moiry und Sambucco.
Das Projekt Gornerli ist das grösste des Runden Tisches; es würde 650 GWh zusätzliche Winterenergie und 200 GWh zusätzliche Produktion liefern und damit allein ein Drittel der in der Schweiz im Winter zusätzlich benötigten Wasserkraft. Es zeigt, dass man mit diesem einen Projekt viel Energie für den Winter bereitstellen könnte. Umgesetzt wird das Projekt von der Grande Dixence AG, an der Alpiq als Mehrheitseigentümerin beteiligt ist. Mit der Gemeinde Zermatt, den Gemeinden des Mattertals sowie allen weiteren Konzessionsgemeinden der Grande Dixence sind weitere Partner eng in das Projekt eingebunden und befürworten dieses.
Am 9. Juni stimmt die Schweizer Stimmbevölkerung über das Stromgesetz ab. Alpiq ist überzeugt, dass es den Ausbau der erneuerbaren Energien stärkt, den Weg für mehr Strom im Winter ebnet und damit die Versorgungssicherheit verbessert. Das Stromgesetz liefert die Instrumente, um das Generationenprojekt «Umbau des Energiesystems» voranzutreiben. Es ist ein breit abgestützter Kompromiss, der den Nutzen für die Energieproduktion und den Schutz der Biodiversität optimal ausbalanciert. Wir brauchen ein gemeinsames Ziel: Eine Energieversorgung, die das Klima schützt und eine hohe Versorgungssicherheit gewährleistet. Nur mit dem neuen Stromgesetz kommen wir in den nächsten zehn Jahren zügig voran.